„Barbara Kraus, Psychotherapeutin mit gutbesuchter Praxis, alleinerziehende Mutter und Besitzerin eines selbstgebauten Eigenheims mit Fußbodenheizung, wartete an der roten Ampel, als ein silberner Wagen von hinten in ihr Auto krachte. Die Frau blieb bei dem Verkehrsunfall fast unverletzt, nur ein leichtes Schleudertrauma diagnostizierte der Arzt. Bleib ich eben mal einen Tag zu Hause, entschied Kraus.
Am nächsten Tag fühlte sie sich seltsam schwach. Schlag auf Schlag kamen Schmerzen, Schlaflosigkeit und Sehstörungen hinzu. Sie vergaß ihre Kontonummer und auch, wie man Spaghetti kocht. Schließlich kam sie kaum noch die Treppe hoch; so erschöpft war sie auf einmal.
Medizinische Untersuchungen blieben ohne Befund. Dennoch verschlimmerte sich ihr Zustand weiter; nichts half. Wie eine unbeteiligte Zuschauerin sah die Psychologin zu, wie sich ihre Existenz Stück für Stück auflöste. […] nach dem Unfall konnte sie nicht mehr. Sie ging in eine psychiatrische Klinik, stationär für drei Monate, sie schluckte Antidepressiva, aber es wurde nicht wirklich besser. Schließlich wurde sie für berufsunfähig erklärt. ”